Dienstag, 2. November 2021

Mein Wind und Wetter Parka

 Hallo ihr Lieben

Mein letzter Blogpost liegt schon einige Monate zurück und ich hatte kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, diese Seite hier komplett auf Eis zu legen. Mir fehlte es schlicht und ergreifend an der Musse in die Tasten zu hauen und dabei auch noch etwas gehaltvolles zu tage zu fördern. Aber meinen Blog ganz aufgeben...? Nein, das möchte ich nun doch nicht. Es gibt auch immer wieder Themen, die in mir Schlummern und vor allem in den vergangenen Monaten hätte ich wohl ganze Bücher damit füllen können. Heute beschränke ich mich aber einfach mal auf das Wesentliche und zwar auf meinen Wind und Wetter Parka von Lotte und Ludwig, den ich mir vor kurzem genäht habe.



 Vor einem Jahr war ich mit Freundinnen auf einem Trip kreuz und quer durch die Schweiz, als meine Übergangsjacke ihren Geist aufgegeben hatte. Kurz; der Reissverschluss war komplett hinüber so dass ich die Jacke ohne Hilfe meiner Ladies nicht mehr auf- und zu gebracht habe. Irgendwie habe ich Dussel es aber zwischendurch doch immer geschafft und alle riefen gleichzeitig: "Oh nein, nicht schon wieder!". Wir habe uns ordentlich schlapp gelacht und auch über die Tatsache, dass ich wie ein Kind Hilfe beim anziehen gebraucht habe. In diesem Moment kam mir das erste Mal der Gedanke, dass ich mir doch eigentlich selbst mal so eine Jacke nähen könnte. "Uff, das ist aber ein ganz schöner Aufwand..." und so schob ich den Gedanken auch gleich wieder beiseite.



Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr euch etwas in den Kopf gesetzt habt, es euch dann auch nicht mehr loslässt? So ging es mir, als die Sommermonate so langsam vorbei waren. Ja ja, die Jacke war immer noch fest gespeichert in meinem Oberstübchen und wollte da auch nicht mehr raus. Also hatte ich mich ganz fest dazu entschlossen, mir eine Übergangsjacke für den Herbst und Frühling zu nähen. Und so habe ich mich schon mal etwas schlau gemacht über Schnitte und Material... Kaum hatte ich damit begonnen, kam von Ying Design die Anfrage, ob ich nicht Lust hätte, ein Designsample für sie zu nähen. Und wie ich Lust hatte! Jetzt war ich komplett Feuer und Flamme für mein Jacken-Projekt.



Eine Jacke ist nicht einfach mal so schnell genäht. Es braucht Zeit, einige Zeit, von der Idee bis zur Umsetzung. Doch es lohnt sich absolut, sich diese zu nehmen und in ein solch tolles Projekt zu investieren. Ich habe mich schon ziemlich früh mit ganz vielen Fragen auseinander gesetzt; welche Farbe sollte der Parka haben? Welche Länge? Welchen Aussenstoff verwende ich? Welches Material soll ich für das Futter verwenden, dass sich für den Übergang eignet? Möchte ich alles so machen, wie im Schnitt vorgesehen, oder Änderungen anbringen? Für mich sind solche Fragen enorm wichtig, denn so konnte ich mir in meiner Vorstellung ein Bild von meiner fertigen Jacke machen.



Für den Aussenstoff habe ich mich sehr schnell für einen Organic Dry Cotton Oilskin von Merchant and Mills entschieden. Der Stoff läuft sehr schön unter der Nähmaschine, jedoch habe ich trotzdem einen Teflonfuss verwendet. In den Futterstoff von Meet Milk Fabric habe ich mich gleich verliebt, wie ich ihn gesehen hatte. Der Wunderschöne Two Tone Check aus Tencel ist ein Twill, der durch sein klassisches Karodesign besticht. Der Kontrast der beiden Stoffe trifft die Farben des Herbstes voll und ganz. Dennoch wollte ich die Kapuze dezent füttern und habe mit dem Tabby Canvas in der Farbe Olive den passenden Ton gefunden. Bevor ich loslege, mache ich immer erst eine Nähprobe, um die Fadenspannung am Stoff anzupassen. Beim Oilskin empfiehlt es ich evtl., diese zu erhöhen.



Änderungen.... ja davon habe ich jede Menge vorgenommen und ich möchte euch zeigen, dass es gar nicht so schwierig ist, solche Anpassungen vorzunehmen. Es beginnt bei mir schon immer bei der Grösse, da ich oben und unten zwei verschiedene Konfektionsgrössen trage. In der Anleitung des Wind und Wetter Parka ist ausführlich beschrieben, wie solche Änderungen vorgenommen werden können. Genaues ausmessen lohnt sich also sehr. Wer sich bezüglich der Grösse nicht sicher ist, sollte sich vorher unbedingt ein Nesselteil nähen.



Beim Originalschnitt ist der Aussenstoff, wie das Futter genau gleich gross und wird 1:1 zugeschnitten. Ich persönlich mag es nicht so sehr, wenn bei einer Jacke das Futter hervorschaut. Deshalb habe ich das Futter komplett mit Belegen aus dem Oilskin versehen. Wie das funktioniert, erkläre ich anhand dieser Skizze ganz simpel. Als erstes habe ich die Aussenjacke mit dem Aussenstoff gemäss Schnittmuster zugeschnitten. Anschliessend habe ich die Belegbreite bestimmt, und diese auf dem Schnitt eingezeichnet und weggeschnitten. 
ACHTUNG: Immer da, wo aus einem Schnitteil zwei gemacht werden, ist es zwingend notwendig an der Schnittkante eine Nahtzugabe hinzu zu fügen, da die beiden Teile wieder zusammen genäht werden.



Beim Saum, der vorderen Mitte, der Kapuze und bei den Ärmeln habe ich Belege eingearbeitet. Beim folgenden Bild sind diese auf einen Blick zu sehen, bis auf die Ärmel. Es ist ein zusätzlicher Aufwand, aber einer der sich sehr lohnt, wie ich doch finde. Ich habe mit der Nahtzugabe von 1cm gearbeitet, da ich so genügend Spielraum hatte, auch immer den Futterstoff mit der Overlock zu versäubern.



Damit das Futter im Rückenbereich nicht spannt, habe ich hier eine kleine Bewegungsfalte eingearbeitet. Das geht ganz einfach und ist absolut keine Hexerei. Da das Rückenteil des Futters im Bruch zugeschnitten wird, kann hier ganz einfach zwei bis drei Zentimeter der ganzen Rückenlänge entlang hinzu gegeben werden und schon hat man eine Mehrweite. Die Bewegungsfalte wird nur oben und unten am Saum ca. 5 cm zusammen genäht. 




Den Tunnelzug für die Kordel habe ich ganz nach Innen verlegt, zwischen Aussenstoff und Futter. Mir gefällt es so einfach besser und für mich ist es so auch handlicher. Kordeln, die aussen liegen, klemme ich dauernd in der Autotür ein, oder bleibe sonst wo hängen damit. Deshalb habe ich sie auf der linken Seite der Aussenjacke eingenäht. Bevor ich im Anschluss das Futter eingenäht habe, musste ich den Punkt bestimmen, wo die Kordel durch die Öse herauskommen soll. Dort habe ich den Stoff mit einem Wonderdot verstärkt und dann die Öse reingemacht. Somit reisst sie später nicht aus.



Apropos ausreissen; überall dort, wo ich Druckknöpfe angebracht habe, habe ich vorgängig auch den Stoff verstärkt. Nun kann, bzw. sollte man ja bei Oilskin nicht ein Vliesline aufbügeln, da es sich ja um einen gewachsten Stoff handelt. Hier mein Tipp; einfach ein Stück Oilskin, oder Decovil ligth verwenden und mit Stylefix anbringen. Die Paspeltaschen habe ich beispielsweise mit Oilskin verstärkt, da dieser nicht zu sehr aufträgt. Die Taschenbeutel selbst sind mit Vliesline etwas stabiler verstärkt worden.



Die Blende meiner Jacke hat ebenfalls Druckknöpfe und damit sie etwas stabiler wird, habe ich innen drin der ganzen länge nach einen Streifen aus Decovil light angebracht, das ich ebenfalls mit Stylefix fixiert habe. Diese Material wird normalerweise eher im Gebrauch von Taschen verwendet, erschien mir aber ideal, da die Blende ja auch einen gewissen Stand haben sollte. Erst im Anschluss habe ich die Position der Druckknöpfe bestimmt. Bei der gegenüberliegenden Seite, also dem linken Jacken-Vorderteil, auf der linken Seite habe ich dort je ein Stück Decovile light angebracht, wo das Gegenstück des Druckknopfes hinkommt. Die Wonderdots erschienen mir hierfür etwas zu klein.




Ein ganz wichtiger Punkt, der oftmals untergeht; Bei einer Jacke werden praktisch alle Nähte abgesteppt. Es sieht einfach viel schöner aus, wenn die Stichlänge etwas erhöht wird und die Nähte so gut sichtbar sind. Auch ein Kotrastgarn, oder ein etwas dickeres, kann die Jacke zu einem richtiger Hingucker machen.



Meinen Persönlichen Stempel habe ich bei meinem Wind und Wetter Parka dem Futter aufgedrückt. Ich wollte da unbedingt etwas drauf haben, dass mit meinem Geburtsjahr zu tun hat. Der Plott ist auf den selben Stoff drauf gekommen, wie das Kapuzenfutter, dem Tabby Canvas, den ich zusätzlich mit einem dünnen Vlies verstärkt habe.



Die Jacke war wirklich ein grosses Stück Arbeit, für das ich mir sehr viel Zeit gelassen habe, bzw. auch musste. Das ganze war durch eine sehr starke Erkältung begleitet, so dass ich jeden Tag nur immer ein kleines Stück weiter gekommen bin. Doch jeder einzelne Arbeitsschritt hat so viel Spass gemacht und täglich zu sehen, wie die Jacke immer mehr und mehr wächst, zu einem grossen, ganzen und fertigen Unikat, hat mich unglaublich erfüllt.

Möchtest du dir auch einen Parka nähen, so kann ich dir Ying Design wärmstens empfehlen. Sowohl den Schnitt wie auch alle Stoffe findest du dort in feinster Bio-Qulität.
Bist du dir nicht sicher, wie du beim Nähprozess vorgehen sollst, oder hast sonstige Fragen dazu?
Schreib mir einfach ungeniert, denn Nähen verbindet.

Der Wind und Wetter Parka war ein absolutes Wunschprojet von mir und ich bin so unglaublich glücklich darüber, dass ich es umsetzen konnte. Ein ganz grosses Dankeschön an euch, Rosina und Christian von Ying Design, für eure herzliche Art, die Zusammenarbeit und euer Vertrauen.


Euch da draussen wünsche ich eine wundervollen Herbst.
Geniesst die sonnigen Tage und an den grauen, kuschelt euch schön ein.

Habt es fein...

Kati

Das Material für dieses Projekt wurde mir von Ying Design zur Verfügung gestellt.

Schnitt: Mein Wind und Wetter Parka von Lotte und Ludwig

Aussenstoff:  Organic Dry Cotton Oilskin  von Merchant and Mills
Futterstoff: Two Tone Check von Meet Milk Fabric
Kapuzenfutter: Tabby Canvas von Meet Milk


- bezahlte Partnerschaft -


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